Toldot & Tarbut
„Nichts Jüdisches ist mir fremd“, erklärte in einer Radiosendung der Religionshistoriker, Gershom Scholem. Daran möchte auch die Reihe Tol‘doth & Tarbut (Geschichte und Kultur) anknüpfen. In ihrem Fokus stehen Personen, Ereignisse, Zeiträume und Orte, in denen sich bestimmte Entwicklungen der jüdischen Geschichte, Religion und Kultur geradezu kristallisieren. Die Reihe wendet sich nicht an Experten der Judaistik und Religi-onsgeschichte, sondern möchte einem breiteren Publikum, die reiche Geschichte und die unterschiedlichen Strömungen des Judentums jenseits aller Folklore erschließen. Frühjudentum, Frühchristentum und rabbinische Zeit; Reform, säkulares Judentum und moderne Orthodoxie; Kabbala, Chassidismus, Philosophie und Aufklärung, Assimilation und Zionismus, aschkenasisches und sefardisches Judentum bezeichnen Richtungen und Erscheinungen, die nicht zu harmonisieren oder auf ein zeitloses Wesen zu reduzieren, sondern auch in ihren Unterschieden, ja Gegensätzen darzustellen sind. Es gibt einiges neu und an scheinbar Bekanntem neue Seiten zu entdecken – und schließlich: Auch der christlichjüdische Dialog lebt nicht nur vom guten Willen der Gesprächspartner, sondern ebenso von deren Wissen.
Alle Vorträge finden im Hauptgebäude der Universität Bonn statt.
In Zusammenarbeit mit dem Katholischen Bildungswerk, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit, dem Studium universale der Universität Bonn, dem Seminar für Liturgiewissenschaft und dem Seminar für Religionspädagogik der Kath.-Theol. Fakultät, Universität Bonn
Jüdisch-polnische Literatur im 20. Jahrhundert
Leitung: Prof. Dr. Magdalena Marszałek, Potsdam
Bevor die systematische Ermordung der europäischen Juden durch die Nazis die jüdische Bevölkerung Polens beinahe gänzlich auslöschte, erlebte die mehrsprachige jüdische Kultur in Polen zwischen beiden Weltkriegen eine explosionsartige Entwicklung, die mit einer beschleunigten Modernisierung, Säkularisierung und Politisierung sowie einer enormen Ausdifferenzierung und Produktivität in allen Bereichen der Kultur (Literatur, Presse, Theater, Film, Wissenschaft, Alltagskultur) einherging. Die jüdische Bevölkerung betrug mit ca. 3 Mio. etwa 10 % der Gesamtbevölkerung Polens in der Zwischenkriegszeit und bildete zugleich die zweitgrößte jüdische Bevölkerungsgruppe weltweit (nach den USA). Der Vortrag führt in
die Vielfalt des jüdischen kulturellen Lebens in der 2. Polnischen Republik (1918–1939) ein, dabei stehen literarische Verhandlungen einer neuen „polnisch-jüdischen Kultur“ zwischen Akkulturation und Zionismus im Mittelpunkt.